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26. Juni 2012

Netanja: Denkmal erinnert an sowjetische Kämpfer

Erschienen auf RP Online. Der russische Staatspräsident Wladimir Putin hat am Montag, 25.6.2012, ein Denkmal in der israelischen Küstenstadt Netanja eingeweiht. Es erinnert an die sowjetischen Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg getötet wurden.

An der Einweihung nahmen unter anderen der israelische Staatspräsident Schimon Peres, Außenminister Avigdor Lieberman und sein russischer Amtskollege Sergei Lawrow teil. „Der weiße Fels symbolisiert den Triumph des Guten über das Böse“, sagte Putin laut der Zeitung „Yediot Aharonot“ vor 600 Menschen. „Mögen diese Werte immer als Grundlage für Freundschaft zwischen unseren Nationen dienen.“

Er habe viele Monumente in aller Welt gesehen, „aber dieses wird eine ständige Erinnerung an das Heldentum einer ganzen Nation sein, die gekämpft und sich selbst für die gesamte Menschheit geopfert hat“, fügte das russische Staatsoberhaupt hinzu. „Der Holocaust ist die schwärzeste Seite der Geschichte und solche Taten können nicht geduldet werden. Die Rote Armee hat jenen Gräueltaten ein Ende gesetzt.“

Weiter merkte Putin an: „Hier im Heiligen Land, diesem schönen Land, wissen wir, dass Friede zerbrechlich sein kann. Wir müssen sicherstellen, dass die verbrecherische Lehre der Nazis zurückbleibt.“ Israels Premierminister Benjamin Netanjahu hatte die Errichtung des Denkmals angeregt.

Peres bezeichnete das Mahnmal als „Leuchtfeuer der Hoffnung“. „Russland, das so großartig dabei geholfen hat, den Krieg zu gewinnen, ist dasselbe Russland, das im Nahen Osten helfen kann.“ Das Land beteilige sich am internationalen Dialog mit dem Iran. „Ich bin sicher, dass Russland als Kämpfer gegen den Faschismus keine ähnlichen Bedrohungen zulassen wird. Weder eine iranische Bedrohung noch ein syrisches Blutvergießen.“

In seiner Rede gratulierte Peres dem neugewählten ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi: „Wir werden den Frieden zwischen uns ehren, weil Friede der wirkliche Triumph für unsere beiden Nationen ist.“

Putin war am Montagvormittag zu seinem eintägigen Besuch in Israel eingetroffen. Weitere Ziele seiner Reise sind die palästinensische Autonomiestadt Bethlehem und Jordanien.

 

Dazu:

Israel fordert von Putin Härte gegen Iran

Von Hans-Christian Rößler, Jerusalem, erschienen auf FAZ Online, 25.06.2012. Der russische Präsident Putin ist zu einem Besuch in Israel eingetroffen. Der israelische Präsident Peres sagte im Beisein Putins, Russland werde eine Bedrohung durch das iranische Atomprogramm nicht zulassen.

Die israelische Regierung hat den Besuch des russischen Präsidenten Putin genutzt, um für eine härtere Haltung gegenüber Iran und Syrien zu werben. Der israelische Präsident Peres äußerte sich zuversichtlich, dass Russland es nicht zulassen werde, dass das Regime in Teheran Israel bedrohe und das Blutvergießen in Syrien weitergehe. „Russland, das den Faschismus besiegte, wird ähnliche Drohungen heute nicht hinnehmen“, sagte Peres am Montag, 25.6.2012, in der Küstenstadt Netanja.

Dort enthüllte er zusammen mit Putin ein neu errichtetes Denkmal, das an die Soldaten der Roten Armee erinnert, die im Krieg gegen Deutschland gefallen sind. Die russische und die israelische Regierung hatten das Mahnmal gemeinsam finanziert. „Ohne den Sieg (der Roten Armee) ist es zweifelhaft, ob wir überhaupt heute hier stehen würden“, sagte Peres. In Israel leben mehr als eine Million russische Einwanderer, von denen einige auch in der sowjetischen Armee gegen Deutschland gekämpft hatten.

Später versuchte Peres in seiner Jerusalemer Residenz Putin bei einem festlichen Essen deutlich zu machen, dass das iranische Atomprogramm nicht nur eine Gefahr für Israel, sondern auch für den Weltfrieden sei. Das Thema griff in Jerusalem auch Ministerpräsident Netanjahu auf, der Putin zusammen mit Verteidigungsminister Barak und anderen führenden israelischen Politikern traf. Dabei fungierten Diaspora-Minister Juli Edelstein und der Koalitionsvorsitzende Zeev Elkin als Übersetzer; beide kommen aus Russland und sprechen russisch. Auch das wurde in Israel als eine weitere Geste verstanden, um die engen Verbindungen zwischen beiden Staaten hervorzuheben. In Jerusalem soll Putins Vertretern zudem endgültig „Sergej-Hof“ übergeben werden. Der 1890 errichtete Gebäudekomplex war ursprünglich als Hospiz für russische Pilger errichtet worden, beherbergte aber zuletzt Büros der israelischen Regierung.

Treffen mit Abbas geplant

Es war der erste Besuch eines russischen Staatsoberhaupts seit sieben Jahren. Eine Reise von Putins Vorgänger Medwedjew war Anfang 2011 kurzfristig abgesagt worden. Putin selbst war im Jahr 2005 in seiner ersten Amtszeit der erste russische Staatspräsident, der Israel aufsuchte. Obwohl er keine 24 Stunden im Land blieb, reiste Putin am Montag mit fünf Ministern und einer Delegation von insgesamt mehr als 300 Mitgliedern in vier Flugzeugen an. Für sie wurde angeblich das gesamte King-David-Hotel in Jerusalem gemietet und in eine Hochsicherheitszone verwandelt. Das ist sonst nur üblich, wenn amerikanische Präsidenten kommen.

„Der Besuch dient Putin, zuhause und in der Welt die Größe Russlands deutlich zu machen, das in der internationalen Politik wieder eine wichtige Rolle spielen will. Das gilt auch für den Nahen Osten“, sagt Jonathan Dekel-Chen von der Hebräischen Universität in Jerusalem. Zu diesem Zweck sei Putin gleich nach dem Beginn seiner zweiten Amtszeit auch in andere Staaten geflogen. Trotz der Differenzen über Iran und Syrien habe sich das Verhältnis zwischen Israel und Russland in den vergangenen Jahren gefestigt. Darum hat sich besonders der aus der früheren Sowjetunion stammende Außenminister Lieberman bemüht, der Putin am Montag auf dem Tel Aviver Flughafen begrüßte.

Im September 2009 stattete angeblich Ministerpräsident Netanjahu Moskau einen geheimen Besuch ab, bei dem es um Rüstungslieferungen an Iran gegangen sein soll. Im Jahr darauf konnte die israelische Regierung Russland nicht davon abbringen, Syrien mit Kampfflugzeugen und Waffen zu versorgen. Mittlerweile erwartet man in Israel offenbar nicht viel von Moskau. So hielt sich die Enttäuschung über ausbleibende Fortschritte in der jüngsten Runde der Atomgespräche in Grenzen, deren Gastgeber Russland war. Von Jerusalem aus will Putin an diesem Dienstag nach Bethlehem fahren. Dort wird er ein russisches Kulturzentrum eröffnen und auf dem Weg nach Jordanien den palästinensischen Präsidenten Abbas treffen.

 

Dazu:

Geschichte der israelisch-russischen Beziehungen

Von: Ulrich W. Sahm (24.6.2012). Am Montag, 25.6.2012, kommt Wladimir Putin zu einem eintägigen Besuch nach Israel. Für seine Delegation mit Ministern und Geschäftsleuten wird eine Luftbrücke von vier Flugzeugen eingerichtet. Am Dienstag will Putin das palästinensische Bethlehem besuchen und von dort nach Jordanien weiterreisen.

Der russische Präsident hat Israel 2005 schon einmal besucht. Die jetzige Visite gilt als besonders wichtig wegen der regionalen Kontroversen, bei denen Moskau und Jerusalem teilweise gegensätzliche Positionen einnehmen. Die Russen wollen unbedingt ihren Militärhafen im syrischen Tartus behalten und helfen deshalb dem Assad-Regime. Obgleich sich auch die Russen vor den Folgen einer iranischen Atombombe fürchten, weigern sie sich, mit Sanktionen und diplomatischem Druck gegen das iranische Atomprogramm vorzugehen, wie es Israel seit 15 Jahren fordert.

Die russisch-israelischen Beziehungen haben eine lange Geschichte. Bei der Gründung Israels 1948 waren die Amerikaner eher skeptisch und zurückhaltend, während die Stalinisten in der damaligen Sowjetunion erwarteten, dass sich das damals sozialistisch ausgerichtete Israel dem Osten zuwenden würde. Seinen Unabhängigkeitskrieg bestritt Israel mit sowjetischen Waffen. Sie wurden über die Tschechoslowakei geschmuggelt. Israel pflegte diplomatische Beziehungen mit Moskau, zeitweilig mit der späteren Premierministerin Golda Meir als Botschafterin. Die Beziehungen verschlechterten sich, als die Sowjetunion immer aktiver die arabischen Feinde Israels bewaffnete und sich sogar mit „Beratern“ und Piloten an den Kriegen gegen Israel beteiligte. Erst ab 1970 wurde Israel zu einem engen Verbündeten Amerikas, im Gefolge des versuchten Putsches der PLO unter Jasser Arafat gegen König Hussein von Jordanien während des „Schwarzen Septembers“. In der Zwischenzeit hatte Israel zwei Kriege mit französischen und britischen Waffen bestritten, darunter auch den „Sechs-Tage-Krieg“ von 1967.

Mitte der siebziger Jahre öffnete die Sowjetunion unter Leonid Breschnew zunächst zögerlich die Tore für eine jüdische Auswanderung. Heimlich kooperierten damals deutsche und israelische Diplomaten in Moskau, weil „Hebräer“ (wie die Juden in Russland genannt wurden) und Wolgadeutsche die einzigen Sowjetbürger waren, denen die Auswanderung erlaubt worden war.

Trotz weiterhin angespannter politischer Beziehungen öffnete Russland Anfang der neunziger Jahre seine Tore vollständig und überschwemmte Israel mit über einer Million jüdischen Neueinwanderern. Für ein Land mit nur 4,8 Millionen Einwohnern bedeutete das eine größere Herausforderung, als die deutsche Vereinigung mitsamt dem Bevölkerungszuwachs von 20 Prozent für die Bundesrepublik. Denn für die russischen Einwanderer mussten Wohnungen, Arbeitsplätze und andere Infrastruktur aus dem Boden gestampft werden. Für Israel war dieser Bevölkerungsschub ein wirtschaftlicher Segen und stärkte das Selbstbewusstsein. Israel fühlte sich nun stark und sicher genug, um 1993 der PLO die Anerkennung und den Palästinensern unter Jasser Arafat eine Selbstverwaltung anzubieten.

Israel steht heute vermeintlich fest im amerikanischen Lager, aber es pflegt bewusst und intensiv seine Beziehungen zu Moskau, „um nicht alle Eier in einen Korb zu legen“, wie man in Israel sagt. Während Premierminister Benjamin Netanjahu die Beziehungen mit den Amerikanern pflegt, ist sein Außenminister Avigdor Lieberman eher auf Achse in Richtung Osten. Sein Vorteil: Man kann ohne Dolmetscher miteinander reden und „versteht“ sich gut.

Moskau hat auch noch ganz andere Interessen im Heiligen Land. Sie gehen auf die Zarenzeit zurück, als Millionen Pilger nach Jerusalem strömten und die Russen auf „besten Grundstücken“ im Stadtzentrum und gleich neben der Grabeskirche , in Jericho, Hebron und auf dem Ölberg Kirchen und Pilgerhospize errichteten. Der Staat Israel anerkannte nach seiner Gründung die „rotrussische“ orthodoxe Kirche, beschlagnahmte aber die Hospize. Bis heute ist das Polizeigefängnis im „Russian Compound“ untergebracht. Putin forderte bei seinem Besuch 2005 die Rückgabe „Sergei-Hofes“, in dem die israelische Naturschutzgesellschaft untergebracht ist. Die Israelis stimmten grundsätzlich zu, unter der Bedingung, dass Moskau seine Botschaft von Tel Aviv in jenen 1892 errichteten Palast des Großfürsten Sergei umziehen lassen möge. Doch zu diesem demonstrativen Schritt war Putin dann doch nicht bereit.

1967, nach der israelischen Eroberung Ostjerusalems und des Westjordanlands, entstand eine in der Welt einmalige Situation. Die Jordanier hatten die „Rotrussen“ nicht anerkannt, sodass in deren Bereich die russischen Grundstücke und Kirchen von den zarentreuen „Weißrussen“ mit Hauptsitz in New York verwaltet wurden. Durch den Krieg 1967 befanden sich plötzlich Vertreter beider tief verfeindeten Kirchen im gleichen Land. Erst mit dem Ende der Sowjetunion und der Wiedervereinigung der russisch-orthodoxen Kirchen löste sich dieser diplomatisch delikate Knoten.

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