Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern

Kultur

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6. Juli 2011

Mach mit: Laut gegen Brauntöne!

Seit Juni läuft die Kampagne „Laut gegen Brauntöne“ der Landeshauptstadt München. Damit reagiert München auf den enormen Anstieg der Neonazi-Szene in Bayern (40 Prozent Zuwachs allein im Jahr 2010). Laut Verfassungsschutz haben Neonazis eine „hohe Mobilisierungsfähigkeit“. Vor allem Jugendliche sind seit Jahren die bevorzugte Zielgruppe von Rechtsextremisten. Mit harmlos wirkenden Angeboten sollen sie gelockt und an die rechtsextreme Ideologie herangeführt werden. Die Kampagne „Laut gegen Brauntöne“ läuft bis November 2011 und verfolgt zwei Ziele …

  1. Jugendliche in München und Umgebung über den neuen rechtsextremen Lifestyle und rechtsextreme Aktionsformen aufzuklären und zu immunisieren.
  2. Jugendliche zu ermuntern, genau hinzuhören und gegen „Brauntöne“ couragiert das Wort zu ergreifen.

 

Mit Brauntönen sind rechtsextreme Aussagen gemeint, mit denen Jugendliche (und auch Erwachsende) immer wieder im öffentlichen Raum konfrontiert sind, also beispielsweise „Ausländer nehmen uns die Arbeit weg“ oder „Alle Muslime sind Extremisten“. Solche „Töne“ vergiften das gesellschaftliche Klima, sie werten ganze Menschengruppen ab und grenzen sie aus unserer Gesellschaft aus.

Oberbürgermeister Christian Ude: „Rechtsextremistische und rechtspopulistische Parolen erkennen die Gleichwertigkeit der Menschen unabhängig von Hautfarbe, Nationalität, Herkunft oder sexueller Orientierung nicht an, sondern unterscheiden den ‚Wert‘ von Menschengruppen aufgrund unterschiedlicher biologischer, kultureller oder religiöser Merkmale oder Zugehörigkeiten. Menschen werden nicht mehr als Individuen wahrgenommen, sondern auf die Zugehörigkeit zu einer Gruppe reduziert. Im Kern sind rechtsextreme und rechtspopulistische Parolen immer menschenverachtend und demokratiefeindlich.“

Marsch in die Mitte der Gesellschaft

Rechtsextremisten grenzen sich nicht mehr von der Mitte der Gesellschaft ab. Im Gegenteil: Sie haben den Marsch in die Mitte der Gesellschaft angetreten. Dabei greifen sie Themen auf, die den Leuten auf den Nägeln brennen und versuchen, mit populistischen und rassistischen Lösungen zu punkten. Sie thematisieren bspw. soziale und umweltpolitische Fragen aus einer völkischen Perspektive („Fremdarbeiterinvasion stoppen – Arbeit zuerst für Deutsche“, „Umweltschutz = Heimatschutz“). Aber nicht nur thematisch, auch bezüglich des Auftretens und der Organisationsformen hat sich der Rechtsextremismus „modernisiert“. Den Einstieg in den Rechtsextremismus finden Jugendliche vor allem in drei Bereichen: Durch das Internet, durch Musik und vor den Schulen.

Es gibt derzeit etwa 1000 von deutschen Rechtsextremisten betriebene, hochwertige Websites, darunter auch einige von Kameradschaften aus München und aus dem näheren Umland. Das Internet dient Rechtsextremen zum Gedankenaustausch, zur Selbstdarstellung sowie zur Mobilisierung für Demonstrationen und Kampagnen.

Rechtsextremisten entdecken aber auch vermehrt die interaktiven Möglichkeiten des Web 2.0, indem sie ihr Gedankengut über grundsätzlich unpolitische Plattformen wie Facebook oder YouTube verbreiten. Außerdem schaffen sie eine virtuelle rechtsextreme Erlebniswelt für Jugendliche: Dazu gehören Computerspiele, Musik-Clips und Videos.

Deutschland hat eine der weltweit größten rechtsextremen Musikszenen

In Deutschland gibt es heute eine der weltweit größten rechtsextremen Musikszenen, mit jährlich 100 neuen CDs. Hip Hop, Techno, Metall oder Liedermacher – jeder Musikstil wird von Rechtsextremen für Propagandazwecke genutzt, mit auf den ersten Blick harmlosen Schlagworten wie „BRD vs. Deutschland“ oder „Freiheit statt BRD“ (Titel der NPD-Schulhof-CDs 2009 und 2010). Musik spricht Jugendliche emotional an, der Inhalt der Texte erscheint zunächst als Beiwerk. Trotzdem werden Jugendliche so nach und nach vertraut gemacht mit zentralen Elementen rechtsextremer Ideologie: Der „Volksgemeinschaft“ als obersten Prämisse allen politischen und wirtschaftlichen Handelns, mit alten und neuen Feindbilder (Juden, Muslime, USA) und mit dem positiven Bezug auf den Nationalsozialismus.

Die „Schulhofoffensive“ ist ein jährlich wiederkehrender Mobilisierungs-Versuch einiger Zusammenschlüsse bayerischer Neonazis. Zu Schuljahresbeginn werden Flugblätter, CDs und anderes Propagandamaterial vor Schulhöfen und auf Schulwegen verteilt. Das Motto der Schulhof-Offensive 2010 war „Nein zur Bundeswehr. Kein deutsches Blut für fremde Interessen!“. Hier zeigt sich die neue Herangehensweise der Rechtsextremen paradigmatisch: „Nein zur Bundeswehr“ klingt zunächst wie ein pazifistischer Slogan. Erst der Zusatz „Kein deutsches Blut für fremde Interessen“ zeigt, dass es nicht darum geht, Blutvergießen grundsätzlich zu verhindern.

Neo Nazis: neue Aktionsformen, neue Sprüche, neue Outfits

Rechtsextreme versuchen heute, Jugendliche über ein neues Auftreten, über neue Aktionsformen und Outfits zu erreichen. Hier gilt es gegenzusteuern. Die Stadt München initiiert daher die Kampagne „Laut gegen Brauntöne“ und ruft alle Münchner Bürgerinnen und Bürger dazu auf, sich aktiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Die Kampagne läuft zwischen Juni und November 2011.

Hinweis: Auch die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern unterstützt die Kampagne „Laut gegen Brauntöne“

Ablauf der Kampagne „Laut gegen Brauntöne“

  • 07.06.-31.08.2011 Der Bandwettbewerb: „Dein Song gegen Brauntöne“
    Auftakt der Kampagne „Laut gegen Brauntöne“ ist ein Bandwettbewerb. Beteiligen können sich alle interessierten Nachwuchsbands. Die Jury (bestehend aus Vertretern der Landeshauptstadt München und der Kooperationspartner) wählt die fünf besten Bands aus.
  • 08.10.2011 Das Open Air „Laut gegen Brauntöne“ im Rathaus-Prunkhof
    Im Rahmen der Veranstaltung 18jetzt wird der Wettbewerb unten den fünf fünf ausgewählten Bands als Open Air Festival im Prunkhof des Rathauses ausgetragen.
  • 28.10.2011: Das Festival „Laut gegen Brauntöne“ in der Muffathalle
    Mit bekannten Münchner Bands und einem pädagogischen und künstlerischen Begleitprogramm
  • 27.10.2011: Vernissage in der „Färberei“, Ausstellung zum Thema
  • ab September: Offene Theaterworkshops der Münchner Kammerspiele

Weitere Informationen finden unter: laut-gegen-brauntoene.de.

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