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8. Januar 2013

Geheime Abhörprotokolle: Hitlers Soldaten unter sich

Sie plauschten über Bier und Massenmord: Mit erschreckender Offenheit sprachen Soldaten von SS und Wehrmacht im Gefangenenlager Fort Hunt untereinander über ihre Gräueltaten – und die US-Geheimdienste hörten mit. Die Protokolle geben Auskunft über das Denken von Mitläufern und wütenden Nazi-Kriegern. Von Felix Römer, erschienen auf Spiegel Online, einestages

„Da waren doch Erschießungen am laufenden Band.“ Als der 22-jährige Fritz Swoboda zu erzählen beginnt, erscheinen die Szenen des 26. Juni 1942 vor seinem Auge: Die SS-Kaserne im Prager Stadtteil Rusin, neben ihm seine zwölf SS-Grenadiere mit ihren Gewehren, vor ihm an der Mauer immer gleich sechs tschechische Zivilisten, dann immer wieder sein tödliches Kommando „Hoch, legt an, Feuer“, anschließend seine Gnadenschüsse mit der Pistole. Die SS nimmt blutige Rache für das Attentat an Obergruppenführer Reinhard Heydrich vom 27. Mai 1942. Hunderte Tschechen fallen den Massenerschießungen zum Opfer – an denen der junge SS-Oberscharführer mit beteiligt ist.

Sein Gesprächspartner, Oberleutnant Werner Konrad, lauscht gebannt, als Swoboda ungerührt beschreibt, wie leicht ihm das Morden fiel: „Zuerst hat man gesagt, prima, besser wie Dienst machen, aber nach ein paar Tagen hätte man lieber wieder Dienst gemacht. Das ging auf die Nerven, und dann wurde man stur, dann war es egal.“

Es ist der 1. Dezember 1944, 18.30 Uhr: Als Fritz Swoboda redet, betätigt der U.S. Corporal Lawrence H. Schuette im Nebengebäude sofort die Aufnahmetaste. Swoboda ist mittlerweile Kriegsgefangener der U.S. Army und befindet sich in einer der geheimsten Einrichtungen des Zweiten Weltkriegs: dem Verhörlager Fort Hunt vor den Toren Washingtons. Hier vernehmen und belauschen die US-Nachrichtendienste bis Kriegsende mehrere tausend deutsche Soldaten, unter ihnen auch Persönlichkeiten wie der spätere Schriftsteller Alfred Andersch.

Wie aus Zivilisten Krieger wurden

Fort Hunt ist seit Sommer 1942 in Betrieb – eingerichtet nach dem Vorbild und unter Anleitung der Briten. Hierzu reist im Juni 1941 eigens eine Delegation des britischen Nachrichtendienstes nach D.C. Die Funktionsweise der Verhörlager zu erklären, fällt dabei dem 33-jährigen Commander Ian Fleming zu: Der spätere Schöpfer von James Bond trägt auf diese Weise dazu bei, dass Fort Hunt entsteht – und damit eine der größten und aussagekräftigsten Dokumentensammlungen über Hitlers Soldaten überhaupt.

Lesen Sie weiter unter einestages.spiegel.de.

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