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22. März 2012

Anschlag in Toulouse muss als Warnsignal begriffen werden

Der mutmaßliche Attentäter von Toulouse, der sieben Menschen ermordet haben soll, bezeichnete sich selbst als „Mudschaheddin“ und bekannte sich zur al-Qaida. Dazu erklärt Charlotte Knobloch, Präsidentin der IKG und WJC-Vizepräsidentin: „Was sich in Frankreich realisiert hat, droht uns auch in Deutschland schon seit Langem.“

„Wie der Rechtsextremismus“, so Knobloch, „wurde auch der Islamismus in der Bundesrepublik jahrelang verkannt, verharmlost und unterschätzt.“ Die Sorgen der jüdischen Gemeinschaft seien nicht ernst genommen worden. Knobloch betont: „Die Gefahr ist real!“ In den Terroristencamps im Irak, Algerien, Pakistan und Somalia gibt es immer mehr Europäer. Gerade die deutsche Szene ist sehr dynamisch.

„Der jüngst vorgelegte Expertenbericht über Antisemitismus in Deutschland warnt vor Islamisten als den neuen Träger von Antisemitismus“, erläutert Knobloch. „Vor dem Hintergrund des Nahostkonflikts solidarisieren sich demnach vor allem türkisch-muslimische Jugendliche mit den Palästinensern und deren Sicht auf Israel. Die Judenfeindlichkeit unter den in Deutschland lebenden Muslimen wächst rasant. Davor dürfen sich Politik und Gesellschaft nicht länger verstecken.“

„Dass bislang in Deutschland nicht passiert ist, war reines Glück“, meint Knobloch. Denn der Trend gehe weg von der Terrorzelle hin zum unberechenbaren Einzeltäter unterhalb des Radars der Ermittler. „Der mutmaßliche Mörder von Toulouse entstammte der Mitte der französischen Gesellschaft. Dort wie hier machen Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit, die Suche nach Halt und Orientierung viele junge Menschen anfällig für Islamisten. Zutiefst regierungsfeindliche und antisemitische Hassprediger versprechen, sie aus der vermeintlichen Opferrolle zu befreien und zu einem Teil von etwas Großem zu machen: zu Kämpfern für Würde und Stolz gegen den vermeintlichen Islamhass in ihrem Land. Deutschland braucht Konzepte, die verhindern, dass sich junge Menschen bei uns als Verlierer betrachten und unserem zivilisatorischen Konsens wegbrechen.“

Knobloch: „Diese jungen Menschen sehnen sich nach Aufmerksamkeit. Sie verdienen sie für das gute Potenzial, das in ihnen steckt – nicht erst dann, wenn sie uns mit Waffen bedrohen. Islamsimus ist kein Teil von Deutschland! Aber wer Teil unsere Gesellschaft sein will, muss eine Chance bekommen.“

Annex: Am 25. März 1994 sorgte der Brandanschlag auf die Synagoge in Lübeck bundesweit für Bestürzung und Anteilnahme. Vor allem den Radikalisierungstendenzen unter Neonazis und Islamisten ist es geschuldet, dass jüdische Einrichtungen und Veranstaltungen nach wie vor besondere Schutzvorkehrungen erfordern. Der Slogan von 1949: „Macht mit. Es ist Zeit aufzuwachen“, ist heute aktueller denn je“, meint Knobloch.

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