Kritik rührt aus der Zeit des Irak-Kriegs
Auf den ersten Blick ist die Empörung der Republikaner gegen einen der Ihren schwer zu begreifen: der Soldat Charles Timothy „Chuck“ Hagel führte 1967/68 eine Infanterieeinheit in Vietnam, er wurde verwundet und doppelt für Tapferkeit ausgezeichnet, nachdem er einen Dienst in Deutschland abgelehnt hatte. Nach Nebraska zurückgekehrt, diente er in Wahlkämpfen den Republikanern.
Die Abneigung der Republikaner gegen ihren Kollegen rührt aus der Zeit des Irak-Kriegs. Hagel hieß ihn 2002 gemeinsam mit 77 anderen Senatoren gut, kritisierte ihn aber, als Präsident George W. Bush die „Achse des Bösen“ prägte und diplomatische Lösungen zu verdammen schien. Vernarbt in Vietnam, widersetzte sich Hagel einem Krieg, für den Politiker bedenkenlos, wie er meinte, Amerikas Soldaten, Reputation und Steuergelder opferten. Je heftiger Hagel im Senat seine Stimme erhob gegen die Ausweitung der Kriege, desto mehr beeindruckte er gemäßigte Demokraten. Obama war einer von ihnen. Ihm leuchtete ein, was der „prinzipientreue Realist“ (Hagel über Hagel) zur Überdehnung der US-Streitkräfte, den Ansehensverlust der USA und die Grenzen der Befreiungsideologie der US-Neokonservativen im asymmetrischen Kräftespiel sagte. Je blutiger der Krieg im Irak wurde, desto mehr fühlte sich Hagel im Recht.
Nicht genügend Distanz zu Antisemitismus
Es zählt zu seinen Schwächen, gelegentlich daherzureden, bevor er nachgedacht hat. Dabei kommt mancher Unsinn heraus. Etwa 2006, als er in einem Interview meinte, „die jüdische Lobby schüchtert eine Menge Leute hier (im Kongress) ein“. Gemeint waren Lobbyisten-Verbände, die traditionell Israels Interessen in Washington wahrnehmen, also allenfalls die „Israel-Lobby“. Es war eine Dummheit, die nicht weniger dumm wurde, als Hagel im Affekt sagte, er sei ein „US-Senator, kein israelischer Senator, ich diene Amerikas Interessen“.
Doch selbst wenn der Vorwurf der „Israel-Feindlichkeit“ (anonyme Kritiker sprechen von Antisemitismus) überzogen sei, so der konservative Kolumnist David Brooks, habe Hagel nicht genügend Distanz zu Leuten gezeigt, die an der Grenze des Antisemitismus argumentierten. Auch unter Demokraten regt sich Widerstand. Manche sind nicht glücklich darüber, dass der Präsident einen Republikaner an die Spitze des Pentagons stellt.