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5. September 2012

Kampf gegen Antisemitismus wird in Berlin zur Chefsache

Nach einem neuen judenfeindlichen Vorfall in Berlin will sich Innensenator Frank Henkel persönlich dem Kampf gegen den Antisemitismus widmen. Von Michael Behrendt und Steffen Pletl, erschienen auf Berliner Morgenpost Online, 5.9.2012.

Der erneute antisemitische Zwischenfall in Berlin hat für Entsetzen gesorgt. Am Montag, 3.9.2012, waren jüdische Kinder im Alter zwischen zwölf und 15 Jahren auf dem Weg zur Schule durch vier offenbar arabischstämmige junge Frauen und zwei Männer beleidigt worden. Nach dem Überfall auf Rabbiner Daniel A. ist dies bereits der zweite Vorfall innerhalb einer Woche.

Innensenator Frank Henkel (CDU) erklärte den Kampf gegen den Antisemitismus zur Chefsache. „Es ist beschämend, dass es wieder zu einem solchen Vorfall in Berlin gekommen ist“, sagte Henkel Morgenpost Online. „Es ist mir ein großes Anliegen, dass die Vielfalt in unserer Stadt bewahrt bleibt und solches Gedankengut aus den Köpfen verschwindet.“ Dafür werde er sich persönlich engagieren. „Das geht natürlich über die Arbeit der Sicherheitsbehörden hinaus.“

Gegen 10 Uhr waren am Montag 13 Schülerinnen der Jüdischen Traditionsschule Or Avner auf dem Weg zu einer Sporthalle an der Schloßstraße in Charlottenburg, als sie von vier als „südländisch beziehungsweise arabisch“ aussehenden Täterinnen angepöbelt wurden. Eine von ihnen trug ein Kopftuch. Die jüdischen Schülerinnen wurden gefragt, ob sie hebräisch sprechen würden. Als sie nicht reagierten, wurden sie als „Juden-Tussen“ bezeichnet. Eine Täterin spuckte ihnen vor die Füße, eine weitere zeigte den Mittelfinger. Zudem machten die Unbekannten Fotos von der Gruppe. Als die Schüler in das Sportgebäude gingen, entfernten sich die Jugendlichen. Die Schule erstattete Strafanzeige.

Solche Taten keine Seltenheit

Laut Schulleiterin Heike Michalak seien solche Taten keine Seltenheit. „So etwas kommt leider immer wieder vor. Wir haben eigentlich nie Probleme auf unseren Schulgeländen oder an Ausflugsorten. Wenn es zu Anfeindungen kommt, dann zumeist auf den Wegen dazwischen. In den meisten Fällen stellen wir die Menschen zur Rede“, sagte Michalak. „Es werden Verhaltenshinweise an die Schüler herausgegeben, um zu vermeiden, dass man auffällt. Das betrifft auch die hebräische Sprache in der Öffentlichkeit.“ Allein, dass es als gefährlich erachtet wird, als Mensch jüdischen Glaubens erkannt zu werden, wird auch bei der Polizei mit Sorge beobachtet.

Laut Innensenator Henkel ist ein vertrauensvoller und vorurteilsfreier Dialog zwischen den Religionen wichtig. Es würden bereits erste Gespräche mit der Jüdischen Gemeinde geführt. „Zudem müssen wir gerade junge Menschen erreichen, dafür brauchen wir Vorbilder.“ Der Politiker verweist dabei auf die Initiative JUGA, an der junge Muslime, Juden, Christen und Jugendliche der Glaubensrichtung Bahai teilnehmen und deren Schirmherr er ist.

In der vergangenen Woche hatte der Überfall auf Rabbiner Daniel A. und seine sieben Jahre alte Tochter in Schöneberg zahlreiche Solidaritätsbekundungen hervorgerufen. Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, glaubt nicht an eine zufällige Häufung entsprechender Taten. „Mir erscheint es, als würden bestimmte Personen in der islamistisch geprägten muslimischen Jugend gezielt eine Strategie der Einschüchterung anwenden“, sagte Joffe. Kurzfristig sei es gut, wenn die Polizei mehr Präsenz zeigen würde. „Langfristig muss frühzeitig in den Köpfen eine Einstellungsänderung bewirkt werden“, so Joffe.

Die Sicherheitsbehörden haben seit Jahren Erkenntnisse darüber, dass es Parallelgesellschaften gibt. „Unter uns leben Familien libanesischer und palästinensischer Herkunft, an denen das deutsche Leben vorbeigeht“, so ein Ermittler. „Es werden die Zeitungen aus der Heimat gelesen, im Fernsehen läuft via Satellitenschüssel das heimische Programm, das zum Teil radikale Inhalte hat.“ Oftmals werde die Schule geschwänzt, die Lehrer könnten diese jungen Muslime nicht mehr erreichen.

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