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22. März 2012

Opfer von Toulouse in Israel beigesetzt

Offizieller Blog der Botschaft des Staates Israel in Berlin, 21.3.2012. Die Opfer des Anschlages an einer jüdischen Schule in Toulouse sind heute in Jerusalem beigesetzt worden. Tausende nahmen am Morgen an der Beerdigungszeremonie teil. Auch zahlreiche Persönlichkeiten aus der Politik waren anwesend.

Ynet, 21.03.12. Der Vorsitzende der Knesset, Reuven Rivlin, erklärte: „In Toulouse und Jerusalem, in New York und in Buenos Aires stehen heute Juden aller Herkunftsländer und aller Strömungen zusammen und empfinden tiefen Schmerz. Wieder stehen wir vor kleinen blutenden Leichnamen, vor kleinen Gräbern, vor Mördern, die ohne Unterschied und Erbarmen töten. Es geschieht in Itamar, in Sderot, im Beit Chabad in Mumbai, in Argentinien und in der Yeshiva ‘Merkaz ha-Rav‘ in Jerusalem. Dieses Mal geschah es in der Schule ‘Otzar Thora‘ in Toulouse. Doch wir werden nicht zulassen, dass sie uns besiegen. […] Der Staat Israel muss sicherstellen, dass überall auf der Welt jüdisches Leben möglich ist.“

Bei der Trauerfeier anwesend waren auch der Jerusalemer Bürgermeister Nir Barkat, Informations- und Diasporaminister Yuli Edelstein, Innenminister Eli Yishai und der sephardische Oberrabbiner Shlomo Amar.

Ayalon mit Juppe vor einem der Särge am Flughafen Ben Gurion. Foto: Gideon Markovitch

Ayalon mit Juppe vor einem der Särge am Flughafen Ben Gurion. Foto: Gideon Markovitch

Außenministerium des Staates Israel, 21.03.12. Zuvor hatte Vize-Außenminister Danny Ayalon die Leichname der Opfer, ihre Familienangehörigen und den französischen Außenminister Alain Juppé am Flughafen empfangen.

Ayalon erklärte den Familien gegenüber: “Heute betrauert ganz Israel den Tod unschuldiger Kinder und eines hingebungsvollen Vaters.“

Ayalon und Juppé nahmen an der Kaddish-Rezitation beim Ausladen der Särge aus dem Flugzeug teil.

Ministerpräsident Netanyahu traf ebenfalls mit Außenminister Juppe zusammen und brachte seine Erschütterung über das Attentat zum Ausdruck. Er betonte, man müsse klar unterscheiden zwischen Terrorismus als gezieltem Angriff auf das Leben von Menschen und Militäraktionen gegen Terroristen, bei denen zivile Opfer vermieden werden sollen. Über diesen zentralen Unterschied müsse mehr Klarheit herrschen, betonte Netanyahu.

Video: Netanyahu trifft Juppe

 

Ashtons Gaza-Vergleich sorgt für Irritationen

Außenministerium des Staates Israel/Ynet, 20.03.12. Zuvor hatte der israelische Außenminister Avigdor Lieberman mit Unverständnis auf die Äußerung der Hohen Kommissarin für Außenpolitik in der EU, Lady Catherine Ashton, reagiert, die den Anschlag in Toulouse mit israelischen Militäraktionen im Gazastreifen verglichen hatte.

Lieberman erklärte, die Äußerungen seien unwürdig und er hoffe, sie werde sie noch einmal überdenken und zurücknehmen. Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte setzten alles daran, keine Zivilisten zu verletzen und riskierten sogar das Leben ihrer Soldaten dafür, sagte der Außenminister.

Oppositionsführerin Tzipi Livni schloss sich Liebermans Forderung an und bezeichnete Ashtons Aussagen als „fehlgeleitet, falsch und ungeheuerlich.“

„Man kann ein Gewaltverbrechen oder ein Massaker durch einen Diktator nicht mit dem Kampf eines Staates gegen Terrorismus vergleichen, selbst wenn Zivilisten in diesem Kampf verletzt werden“, so Livni.

 

Video: Statement von Netanyahu zu dem Attentat

 

 

Knobloch erschüttert über „entsetzliches Verbrechen“

IKG, 18.3.2012. In einer ersten Reaktion sagte Charlotte Knobloch: „Ich bin zutiefst erschüttert und entsetzt. Dieser Angriff auf arglose Kinder ist abscheulich und zeugt von größter Unmenschlichkeit. Mein tiefes Mitgefühl gilt den Familien und Freunden der Opfer dieses heimtückischen Verbrechens.“

Knobloch: „Ich erwarte eine lückenlose Aufklärung. Sollte sich ein rassistischer, antisemitischer oder in welcher Form auch immer rechtsextremistischer Hintergrund dieser Tat bewahrheiten, wäre das ein neuer tragischer Höhepunkt menschenverachtender Exzesse in Europa. In Deutschland ist das Thema Rechtsextremismus seit den jüngsten Enthüllungen neonazistischer Terrortaten wieder stärker in den Fokus der öffentlichen Diskussion gerückt. Es ist an der Zeit, dieses Thema in ganz Europa – zumindest in der Europäischen Union – wieder stärker und nachhaltiger zu diskutieren. Das stünde nicht nur den französischen Wahlkämpfern gut zu Gesicht, sondern wäre für die politische Kultur in der gesamten EU ein wichtiges Signal der Ehrlichkeit und der Verantwortung für ein liberales und friedliches Gemeinwesen.

 

Frankreich trauert um die Anschlagsopfer

Nach den tödlichen Schüssen vor einer jüdischen Schule im südfranzösischen Toulouse haben Tausende Menschen an einem Schweigemarsch in Paris teilgenommen, um ein Zeichen gegen Antisemitismus und Rassismus zu setzen. Mehr als 1000 Menschen nahmen an einer Feier in einer Pariser Synagoge teil – darunter Staatspräsident Sarkozy. Heute gedenkt das Land der Opfer in einer Schweigeminute. Von Anne Christine Heckmann, SR-Hörfunkstudio Paris

 

Terror in Frankreich ist Angriff auf Europas Freiheit

Ein Kommentar von Michael Stürmer, erschienen auf Welt Online, 19.3.2012. Die Anschläge in Südfrankreich bedrohen auch die freiheitliche Lebensform Europas. Deutschland darf jetzt nicht wegschauen. Terror ist keine Partei, keine Sekte, keine Armee, sondern eine Methode, Angst und Schrecken zu verbreiten, die Seelen zu lähmen und den öffentlichen Raum zu beherrschen. Krieg gegen den Terror zu erklären weicht der ernsten Frage aus, wer denn der Terrorist sei, welche höheren Zwecke er für sich in Anspruch nimmt und wie man ihn abschreckt und, wenn das Schlimmste zum Schlimmen kommt, eliminiert.

In dieser Disziplin hat Europa noch viel zu lernen, ohne Verfolgungswahn und ohne Panik – denn Panik ist eben das, was der Terrorist bewirken will. Die Aufklärung der Hintergründe und des Umfelds ist, noch mehr als bei Drogen und Normalkriminalität, die vornehmste Aufgabe der staatlichen Sicherheitsapparate. Man sieht es an Frankreich.

Massenmörderischer Irrsinn

Angesichts der Symbolkraft der Taten und der Unklarheiten, die sie umgeben, wägt man die Worte sehr vorsichtig. Präsident Sarkozy mutmaßte über Parallelen zu den Anschlägen wenige Tage zuvor im nahen Montauban und spricht von Ähnlichkeiten des Tathergangs – ähnlich die Staatsanwaltschaft in Toulouse.

In Montauban waren am hellen Tage erst zwei, dann noch ein Fallschirmjäger in Zivil aus der nahen Kaserne, als sie am Automaten Geld abheben wollten, von einem Unbekannten erschossen worden. Das Regiment war zuletzt in Afghanistan eingesetzt worden. Dass die toten Soldaten Muslime waren, macht die Sache für die Staatsanwaltschaft nicht einfacher.

Was geschah, ist mehr als eine blutige Untat: massenmörderischer Irrsinn und symbolische Eroberung des öffentlichen Raumes, genau genommen beides zusammen, dazu gezielte Angstkampagne quer zum französischen Wahlkampf. Die Botschaft: Es kann jeden treffen, ob muslimische Fallschirmjäger oder jüdische Tora-Schüler.

Deutschland ist nicht immun

Der Terror und seine Aktivisten suchen sich die Opfer nach Gruppenzugehörigkeit selber aus. So war es vor drei Jahrzehnten, als eine Terrorwelle durch Frankreich ging, die das Land schwer verstörte, und so ist es heute.

Niemand soll glauben, Deutschland sei immun gegen solche Verbrechen. Wir sind bisher weitgehend verschont geblieben. Vieles wurde im Vorfeld abgefangen. Manchmal haben wir, und namentlich die Behörden, einfach nur Glück gehabt. Eine Garantie für die Zukunft, dass es so bleibt, gibt es schon gar nicht.

Ist dies alles eine französische Angelegenheit oder aber eine Sache, die Europa als Ganzes angeht, weil sie die europäische Lebensform bedroht?

Wie wäre es, sobald in Frankreich Staatstrauer angeordnet wird, dass die Deutschen, die Fahne über Schloss Bellevue auf halbmast, symbolisch mittrauern?

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